Projekt „MINT ins LAND“ startet in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe
Mathe, Informatik, Naturwissenschaft und Technik genießen nicht gerade den besten Ruf. Was aber, wenn man diese Fächer mit VR-Brillen, 3-D-Druckern & Co. erlebt?
Die kleine Lene strahlt über das ganze Gesicht, als sie ihren Mitschülerinnen voller Stolz das kunststoffartige Herz präsentiert, das sie soeben eigenhändig mittels eines 3-D-Stiftes (vergleichbar mit einer Mischung aus 3-D-Drucker und Heißklebepistole) und jeder Menge Geschicklichkeit und Sorgfalt geformt hat. Eigentlich besucht die Elfjährige die Klasse 5a des Johannes-Althusius-Gymnasiums in Bad Berleburg, an diesem Morgen ist sie aber mit vielen weiteren Kindern und Jugendlichen im Rahmen des neuen Projektes „MINT ins LAND“ in den Räumlichkeiten des Bildungszentrums Wittgenstein (BZW) zu Gast. „Das ist ganz anders als Schule und einfach total cool, dass wir hier solche Sachen machen können“, zeigt sich die junge Dame von den technischen Möglichkeiten begeistert.
Geht es nach Olpes Landrat Theo Melcher, der am Donnerstag ebenfalls den Weg in die Odebornstadt gefunden hatte, ist genau das die Idee, die hinter dem Projekt steckt, welches das Department Mathemaikdidaktik der Universität Siegen gemeinsam mit den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe, dem Arbeitgeberverband Olpe (AGV), dem BZW und weiteren Partnern auf den Weg gebracht hat. „Mit der Botschaft ‚MINT ist cool‘ müssen wir direkt auf die jungen Leute zugehen und sie bereits in frühen Jahren dort abholen, wo sie gerade sind“, so Melcher. Er betonte, dass der Erfolg der Kreise Olpe und Siegen-Wittgenstein als führende Industriestandorte in Südwestfalen keine Selbstverständlichkeit sei und vor allem das Halten des Niveaus bei Weitem kein Selbstläufer werde. „Wir müssen etwas tun und man kann nie früh genug damit anfangen.“
„Früh genug“ bedeutet in diesem Fall in der Altersgruppe von zehn bis 16 Jahren. Denn genau dort setzt das außerschulische Lernangebot „MINT ins LAND“ an, das Kinder und Jugendliche für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) begeistern möchte. Unter anderem geschieht dies in Form eines E-MINT-Mobils, das bereits seit Februar durch die Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe rollt.
An Bord des Ford E-Transit befinden sich Materialien, um den Jugendlichen Themen wie E-Mobilität, Umgang mit CAD-Software, Virtual Reality oder auch Robotik näherzubringen. Maximal 60 Kinder und Jugendliche können an insgesamt zwölf „Haltestellen“ nach vorheriger Online-Anmeldung drei verschiedene Module besuchen, darunter Bausteine wie „I like to move it“, bei dem sich die Teilnehmer mit dem Bau eines Elektromotors beschäftigen, „It´s magic“, wo es um chemische und physikalische Reaktionen von Stoffen geht, oder eben dem eingangs erwähnten 3D-Druck.
Die Expertinnen des Departments Mathematikdidaktik und der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Uni Siegen sorgen für die entsprechende fachliche Begleitung. „Uns geht es darum, weg vom schulischen Kontext zu kommen und hin zum Freizeitangebot zu kommen. Die Kinder und Jugendlichen sollen MINT möglichst als Hobby auffassen, das ihnen Spaß macht und zu dem sie nicht gezwungen werden müssen“, erläuterte Dr. Felicitas Pielsticker die Grundidee.
Die Projektleiterin von der Uni Siegen, die selbst als eine Art „Role Model“ fungiert, indem sie ein ausschließlich mit Frauen besetztes, sechsköpfiges Team anführt, hob dabei das möglichst breitgefächerte Angebot in der Fläche hervor. „Beim Projekt ‚MINT ins Land‘ ist der Titel Programm. Wir haben uns bewusst für einen dezentralen Ansatz entschieden und wollen die weißen Flecken auf der Landkarte beheben“, so Dr. Felicitas Pielsticker. Für den Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein Andreas Müller liegt genau darin ein elementarer Baustein. „Eine möglichst frühzeitige und erfolgreiche Berufsorientierung kann nur in der Fläche und in der Breite funktionieren. Bereits jetzt ist in den gewerblich-technischen Berufen die Herausforderung Nummer eins, genügend Personal zu finden.“
Daran anknüpfend wurde Thorsten Holzhäuser als Geschäftsführer des AGV Olpe und Vertreter des Fördervereins MINT-Bildung des Kreises Olpe noch deutlicher. Er sprach hinsichtlich des Personalmangels von „sehr erschreckenden“ Zahlen und betonte, dass es sich nicht nur um den viel zitierten Fach-, sondern um einen allgemeinen Arbeitskräftemangel handele. Von dem Projekt erhoffe er sich neben einer „sinnvollen Begleitung“ durch die „klare industrielle Anbindung“ einen gewissen Aufklärungseffekt. „Leider haben die meisten Jungen und Mädchen heutzutage ein völlig falsches Bild von den Metall- und Elektroberufen“, so Holzhäuser, der auch die Unterstützung des AGV Siegen-Wittgenstein signalisierte.
Und Lene? Die will auf jeden Fall wiederkommen. Dazu hat sie ausreichend Gelegenheit, denn turnusmäßig steuert das E-MINT-Mobil die zwölf „Haltestellen“ insgesamt jeweils zehnmal an. So sollen innerhalb der dreijährigen Projektlaufzeit, in der das Modellvorhaben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit rund 450.000 Euro gefördert wird, mehrere Tausend Kinder und Jugendliche erreicht werden.
Alle Infos und Hintergründe zum Projekt „MINT ins LAND“, zum Team und die Möglichkeiten zur Anmeldung gibt es auf der Homepage der Universität Siegen unter:
www.uni-siegen.de/fb6/didaktik/projekte/mintinsland/?lang=de
Die Haltestellen des E -MINT-Mobils Kreis Olpe:
– Mennekes Gruppe
– KOT Wenden (Kinder- und Jugendfreizeitstätte)
– OT Grevenbrück (Kinder- und Jugendfreizeitstätte
– Kinder-, Jugend- und Kulturhaus Finnentrop
– Jugendzentrum Attendorn
– Lorenz-Jaeger-Haus, OT Olpe